Holger Mühlberger | Ein Nachruf

Lieber Holger, lieber „müb“, lieber „Fritz G. Wicht“,

mit großer Bestürzung musste ich erfahren, dass Du von uns gegangen bist. Du warst für mich nicht nur ein ganz besonderer Freund, wertvoller Förderer, vertrauensvoller Berater und schonungsloser Kritiker, sondern auch mein journalistischer „Papa“. (Fast) alles, was ich als „Hobby-Schreiberling“ gelernt habe, kommt von Dir. Ich durfte Dich bei zahlreichen Besuchen als „Restaurant-Kritiker“ – unter anderem mit dem legendären Heinz Feller – begleiten und viel lernen.

Du hast Journalismus durch Deine Leidenschaft für die Pfalz, für Genuss, Wein, Gastlichkeit und Tourismus gelebt und geliebt. Bereits in den 80er-Jahren hast Du als Chef der „Pfalz-Werbung“ erkannt, dass man die „Zugpferde“ aus der Wein- und Gastronomiebranche vor den „Marketing-Karren“ spannen muss, um diese einzigartige Region als besonderes Reiseziel für Genuss-Liebhaber zu etablieren.

Du bist mit den besten Köchen der Region in den 90er-Jahren nach Athen geflogen, um die Pfalz bei einem ganz besonderen Event im Namen der Bundesregierung zu vertreten. Den Anlass weiß ich gar nicht mehr. Damals war das natürlich spektakulär und nicht ganz so einfach: Dieter Luthers Produkte für sein Gericht kamen laut Deinen Erzählungen nicht rechtzeitig per Flugzeug an. Du bist dann kurzfristig über die Märkte gerauscht und hast alles zusammengekauft, was unsere Pfälzer Sterne-Legende an Zutaten brauchte.

Dein Slogan „Zum Wohl. Die Pfalz“ aus dem Jahr 1990 ist bis heute gesetzter Standard. Die Pfalz zählt heute zu den beliebtesten und meistbesuchten Urlaubsregionen Deutschlands. Das Fundament dafür hast Du mit den damaligen, herausragenden Pionieren aus Top-Winzern (z.B. den „Fünf Freunden“) und regionalen Spitzenköchen (u.a der „Pfälzer Auslese“) geschaffen.

Kult: Fritz G.Wicht

Deine Zeitungs-Kolumne „Fritz G. Wicht“ war über ganz lange Zeit Kult. Nicht nur mich hast Du darin auf´s Korn genommen, sondern auch die Themen der Zeit „spitz“, „süffisant“ und auf „pfälzische Art“ kommentiert. Sie war so erfolgreich, dass sie später sogar als Buch verlegt wurde.

Auch ich durfte in „Das Beste der Pfalz“ – dem Vorläufer von www.textor-genuss.com – regelmäßig „Fritz. G.Wicht“-Kolumnen veröffentlichen. Es war mir eine Ehre!

Unvergessen Deine legendären Redaktionssitzungen bei mir in Kallstadt. In geselliger Runde mit Deinem Team haben wir über die Themen der Zeit diskutiert, gestritten, gesoffen und genossen. Wir hatten genussreiche Erlebnisse mit Alfons Schuhbeck (viel zu viel „Henningers-Rosé“), Dieter Müller, Juan Amador und vielen weiteren Persönlichkeiten aus der „Szene“.

Mein Bruder rollt heute noch die Augen, weil wir nach einer durchzechten Nacht morgens um 4 Uhr sein Mise-en-place an frisch gemachten Fleischpflanzerln weggefuttert hatten. Die geplante „Tagesempfehlung“ musste daraufhin kurzfristig geändert werden. 🙂

Und ohne Dich gäbe es www.textor-genuss.com wahrscheinlich gar nicht. Du hast mich im Jahr 2012 dazu bestärkt, geradezu dazu gedrängt. Dabei hast Du mich nie kritisiert, sondern immer achtsam und wohlwollend beraten und meine Fehler professionell „gedeckt“.

Lieber Holger: Du warst Pfälzer mit „Laib“ und Seele. Ein echter Genussmensch, der seine Ansichten deutlich aussprach und genussvoll schriftlich zelebrierte.

Deine Meinung hatte G.Wicht!

Mach weiter so da oben im Himmel! Ich bin mir sicher, Du hast schon einen Stammtisch mit Walter Henninger, Bernd Philippi, Rainer Stocké und Heinz Feller initiiert 🙂

Zum Wohl: DEINE Pfalz!

Franz